Lohndorf: Gemeinde Litzendorf

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Lohndorf

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Ortsteil Lohndorf

Seiner Namensendung „-dorf“ zufolge ist die Siedlung "Lohndorf" in der jüngeren Karolingerzeit (ca. 800-900 n.Chr.) entstanden. Im Zuge der Urbarmachung der Waldgebiete und ihrer Umwandlung in königliche Forste wurden Hundertschaften freier fränkischer Bauernkrieger entlang von Wasserläufen auf Königsland, inmitten des umgebenden Waldlandes, angesiedelt.

Lohndorfer Chronik zum 70. Jubiläum des VGL Lohndorf im Jahr 1980

Rund zwölf Kilometer östlich von Bamberg liegt im Tale des Ellerbaches zwischen Litzendorf und Tiefenellern, Lohndorf mit etwa 350 Einwohnern. Die landschaftlich reizvolle Umgebung des Ortes wird von den Ausläufern der Fränkischen Schweiz, den fast bis 600 Meter aufsteigenden Erhebungen Stammberg und Geisberg bestimmt.

Mit seinem schlanken Helm grüßt der hohe Turm der Pfarrkirche Mariä Geburt weit in das Tal, das zu idyllischen Spaziergängen einlädt. Ein kleines Dorf, welches bis vor kurzem noch eine selbständige Gemeinde bildete.

Am 1. Mai 1978 wurde durch die Gebietsreform die Eingliederung in die Einheitsgemeinde Litzendorf vollzogen. Litzendorf, Pödeldorf, Melkendorf, Naisa, Schammelsdorf, Lohndorf und Tiefenellern haben sich zu einer Gemeinde zusammenge­schlossen. Diese Tatsache lässt einen kurzen Rückblick auf die vergangene Zeit angebracht erscheinen.

Der Name "Lohndorf" an sich ist schon sehr alt. (...) "Loh-" hat verschiedene Bedeutungen. Es be­deutet soviel wie "Lau", ein Hain, der religiösen Zwecken diente aber auch soviel wie "Sumpf", ein sumpfiger, wasserundurchlässiger Flurteil. Auch "Landorf",  das bedeutet "Dorf bei dem Land", wird als Erklärung angeführt. Seiner Namensendung ,,-dorf" nach ist die Siedlung "Lohndorf" im Ellertal in der jüngeren Karolingerzeit (ca. 800-900 n. Chr.) entstanden, als im Zuge der Urbarmachung der Waldgebiete und ihrer Umwandlung in königliche Forste, Hundertschaften freier fränkischer Bauerkrieger entlang von Wasserläufen auf Königsland inmitten des umgebenden Waldlandes angesiedelt wurden. Mittelpunkt dieser Siedlungsaktion war wohl das alte Königsgut Königsfeld. Das Dorf lag an einer von Turmhügelburgen bewach­ten Altstraße, die in die Alb hinauf weiter nach Königsfeld und Hollfeld führte. In der heutigen Flurmarkung „Hagenhof" oder „Haghof" (mundartlich zusammengezogen auch „Hahn") glaubt man, Reste einer solchen Anlage oder des zur Turmhügelburg gehörigen festen Wohnhauses gefunden zu haben. Sagen aus dem Ellergrund berichten hierüber.

Schließlich ist Erle die deutsche Bezeichnung für Eller, was im Ellertal und Ellerbach bei der Namensgebung seinen Niederschlag gefunden hat. Das Dorf gehörte ehemals zum Kammeramt Hallstadt und zählte 23 Kammerlehen, 23domkapitlische Kegelamtslehen und ein der Gemeinde zugehöriges, freieigenes Lehen. Sämtliche Untertanen waren dem Hochstift Bamberg steuerbar. Für die Vogtei- Lehen-, Dorf- und Gemeindeherrschaft und Zentgerechtigkeit war für die Kammerlehen das Amt Hallstadt zuständig; die Kegelamts­lehen unterstanden mit Vogtei- und Lehensherrschaft dem Domkapitel, im übrigen waren sie ebenfalls dem Kammergut Untertan. Der große Zehnt gehörte der fürstlichen Hof­kammer, der kleine der Domvikarie.

Am 12. März 1378 verlieh Kaiser Karl IV. dem Burggrafen Friedrich V. zu Nürnberg für geleistete Dienste die Trimbergischen Reichslehen. Unter diesen befanden sich auch Güter zu Lohndorf, die dem Burggrafen am 24. Februar 1380 durch den Landrichter Konrad von Seckendorf, genannt Aberdar, zu Nürnberg mit Nutz und Gewähr übertragen wurden.1422 kauft Abrecht Stibar sen. um 550 Gulden den Zehnt von Lohndorf und einen Teil an dem Gut zu Hirschaid von Fritz Kammermeister, Bürger zu Nürnberg.

Zwischen Litzendorf und Lohndorf befindet sich hinter Lohndorf ein Gehülz am Berg, die Lohndorfer Gemain genannt. In diesem Holz haben die Litzendorfer kraft eines 1440 auf­gerichteten Vertrages Holzgerechtigkeit. Am 25. August 1623 wurde dieser Vertrag erneuert. Ebenso schlössen die beiden Gemeinden wegen eines Viehtriebs 1567 einen Vertrag. Trotzdem nahmen 1628 die Litzendorfer den Lohndorfern einige Kühe hinweg; auf eingereichter Beschwerde hin musste aber das gepfändete Vieh wieder zurückge­trieben werden.

Im Jahr 1626 war Hans Schatz als Hausschuster bei Hans Sauer in Lohndorf beschäftigt. Er war aus Litzendorf und gehörte somit der Schuhmacherzunft Scheßlitz an. Um den zunftfremden Handwerker zu entfernen, drangen eines Tages die Viermeister der Schuhmacherzunft Hallstadt nebst zwei weiteren Meistern und dem Lochhüter von Lohndorf gewaltsam in die Sauer'sche Wohnung und nahmen den Haus­schuster nebst 19 Paar Schuhen mit fort. Die Schuhe versetzten sie und machten vom Erlös in Naisa eine gute Zeche. Das Domkapitel lud die Frevler nach Bamberg vor, hielt sie zum Schadenersatz an und bestrafte sie mit Gefängnis.

Lohndorf gehörte bis zur Säkularisation (1802/1803) dem bambergischen Amte Hallstadt und in gerichtlicher Hinsicht dem gleichen Cent- Bezirk an. Noch am Ausgang des Mittel­alters unterstand es als Ort der Pflege Giech dem Scheßlitzer Stadtgericht, das für die Aburteilung von Beleidigung, übler Nachrede, Diebstahl, Körperverletzung und Grenzfrevel zuständig war. Einen adeligen Sitz gab es - abgesehen vom frühesten Mittelalter -in Lohndorf nicht.

Der Bischof übte seine Landesrechte in Verwaltung, Justiz usw. durch den Pfleger in Giech, später in Scheßlitz aus. Dabei stand den Gemeinden ein gewisses Selbstverwal­tungsrecht unter ihren Dorf- auch Bürgermeister genannt, zu, freilich unter Aufsicht des Dorfschultheißen als Vertreter des Pflegers. Dieser Schultheiß mußte zu allen wichtigen Geschehnissen zugezogen werden, wie zu Markungen, Testamenten, Teilungen, Verkäufen, Vertauschungen, auch zu den Dortversammlungen. So war er der wichtigste Mann im Dorfe. Darum war er in manchem bevorrechtigt wie z.B. in der Freiheit vom Wachdienst; vor allem genießt er Bezüge. Der Schultheiß hatte vor allem jede Veränderung des Grundbesitzes festzustellen und zu melden; er verkündete bei Gemeindeversammlungen die Erlasse der Regierung und die Anordnungen des Pflegers. Sein Amt hatte er lebenslänglich inne. Vom Elend des 30-jährigen Krieges erzählten in Lohndorf sechs öde, verlassene Hofstätten.. Später trieben französische Truppen im Ort ihr Unwesen, sodass am 22. September 1806 der Pfarrer Andreas Müller eines jähen Todes infolge von Misshandlungen durch zwei französische Offiziere starb.

Die Besiedlung des Stammberges kann bis auf das Jahr 1490 verfolgt werden. In der geographisch-statistischen Beschreibung von 1827 wird von einer Kolonie mit 20 Einwohnern auf einem Berg, wo Wassermangel ist, gesprochen. Zuletzt beherbergten die sechs Häuser immerhin 64 Bewohner. Schlechte wirtschaftliche oder unbefriedigende politische Zustände zwangen diese Menschen ihre Heimat zu verlassen. Die meisten wanderten nach Amerika, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aus. Einer der letzten dürfte wohl der „Stammberger Michl" gewesen sein. Er wagte nicht den Sprung über den großen Teich, sondern ließ sich in Lohndorf nieder. Pfarrer Wehrl hat gewiss nicht die Not erkannt und diese Menschen richtig verstanden, wenn er schreibt: Die Stammberger waren als lebenslustiges Volk bekannt. Sie sollen z. B. acht Tage Kirchweih - ohne Kirche - gefeiert haben. Der 1. Weltkrieg brachte über das Dorf viel Leid; denn 16 Männer kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. Auch der 2. Weltkrieg forderte 17 blühende Menschenleben. Gegen Ende des Krieges wurden mehrere Familien aus Hamburg nach hier verschlagen. Sie hatten durch die Bombenangriffe ihre Wohnungen verloren. Aber schon bald wuchs die Einwohnerzahl auf 500 an, als viele Heimatvertriebene aus Schlesien und dem Sudetenland im Ort eine zweite Heimat fanden.

Das frühere Pfarrhaus diente viele Jahre als Schulhaus für die Kinder aus Lohndorf und Tiefenellern. Man erzählt, dass im Schuljahr 1921 /22 der Lehrer sieben Klassen mit insgesamt 99 Kindern in einem Raum unterrichten musste. Jedoch 1931 konnte die Raumnot durch den Schulhausbau in Tiefenellern gemildert werden. Seit dem Schuljahr 1966/67 gehört Lohndorf zum Schulverband Litzendorf. So werden heute die Kinder mit dem Schulbus befördert, während früher den Kindern von Tiefenellern für den Schulweg heiße Kartoffeln in den Mantelsack gesteckt wurden, um sich bei eisiger Kälte daran zu wärmen. An Wasser hat es der Gemeinde Lohndorf nie gemangelt, konnten doch die Bewohner an den zehn Brunnen ihren Bedarf immer decken. Leider sind diese bis auf zwei durch den Bau der gemeindlichen Wasserleitung im Jahre 1955 verschwunden. Ein Hochbehälter hilft auch bei größter Trockenheit über alle Schwierigkeiten hinweg.

1378 -1978, also 600 Jahre Lohndorf, was auch gewiss ein Grund zum Feiern wäre. Wieder fällt eine wichtige Entscheidung für dieses kleine Dorf. Genau 170 Jahre nachdem Lohndorf im Jahre 1808 selbständige politische Gemeinde durch die „1. Gebietsreform" geworden war, wird durch die teils umstrittene (2.) Gebietsreform alles wieder hinweggefegt.

Lohndorf hat in einer Flurmarkung von reichlich fünf Quadratkilometer sein altes Gesicht behalten. Es ist in den letzten Jahren nur geringfügig gewachsen. Auch die Gemeinde Litzendorf hat für den Ortsteil keine neuen Siedlungsgebiete ausgewiesen. Die Lage im Naturpark Fränkische Schweiz - Veldensteiner Forst und sein gewachsener Ortskern schließen eine derartige Entwicklung aus. Auch die zahlreichen Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, fordern natürlich von den Eigentümern erhebliche Opfer.

Die schöne Umgebung und die interessante ehemalige Kirchenburganlage um die sich die Wohnhäuser scharen lassen am Ende den Schluß zu: Ein Besuch in Lohndorf lohnt sich wirklich!